Ist mein Schüler legasthen? Anzeichen erkennen, Schritte setzen

Jeder Volks- oder Grundschullehrer hat mindestens einen Schüler in der Klasse, bei dem das Lesen- und Schreibenlernen einfach nicht so gelingt wie bei den anderen Kindern. Dabei wären alle Voraussetzungen gegeben: Der Schüler ist motiviert, seine Eltern unterstützen ihn und auch Sie als Lehrer haben mit unterschiedlichen Methoden und Materialien versucht, ihm das Lesen und Schreiben beizubringen. Nun vermuten Sie berechtigterweise, dass Ihr Schüler legasthen ist. In diesem Beitrag erfahren Sie, was die Anzeichen für eine Legasthenie sind und welche Schritte Sie als Klassenlehrer setzen sollten, wenn Sie vermuten, dass Ihr Schüler legasthen ist.

Symptome beim Schreiben

Häufig fällt bei legasthenen Schülern zuallererst die unansehnliche Handschrift auf. Daneben zeigen sie große Probleme beim Abschreiben von Texten – es werden viele Fehler gemacht. Auch bei Diktaten kommt es zu etlichen Rechtschreibfehlern, auch wenn der Text zu Hause stundenlang vorbereitet wurde. Mitunter wird auch ein und dasselbe Wort in der Ansage unterschiedlich geschrieben. Ferner verwechseln legasthene Schüler häufig ähnlich aussehende Buchstaben (b und d), lassen Wörter oder Buchstaben aus und stellen Silben um. Es kommt zudem vermehrt zu Grammatik- und Interpunktionsfehlern.

Symptome beim Lesen

Stockendes, langsames Lesen und viele Fehler sind ein weiteres Anzeichen für eine Legasthenie. Vermutlich lässt Ihr Schüler beim Lesen Wörter aus, ersetzt ein Wort durch ein ähnlich aussehendes oder verliert mehrmals die Zeile, während er liest. Viele legasthene Kinder zeigen außerdem Probleme beim sinnerfassenden Lesen – das heißt, sie können Gelesenes nicht richtig wiedergeben.

Der erste Ansprechpartner: der Schulpsychologe

Wenn Sie als Volksschullehrer vermuten, dass bei Ihrem Schüler eine Legasthenie vorliegt, sprechen sie zuallererst mit dem Schulleiter. Dieser kann den Kontakt mit der Schulpsychologie herstellen, die eine Testung auf Legasthenie durchführt. Zumeist findet die Austestung direkt in der Schule statt. Natürlich ist es in dieser Situation auch wichtig, die Eltern aufzuklären und ihnen Ihren Verdacht mitzuteilen. Das weitere Prozedere wird dann vom Schulpsychologen übernommen.

Stellt sich heraus, dass Ihr Schüler tatsächlich eine Legasthenie hat, wird der Schulpsychologe zu einer außerschulischen Förderung raten. Im Bundesland Kärnten wird den Eltern eine Adressliste mit Legasthenie-Spezialisten mitgegeben, an die sie sich wenden können. Diese Förderung findet gewöhnlich im Einzelsetting statt und ist von den Eltern selbst zu bezahlen. Außerdem besteht die Möglichkeit, an einer vom Landesschulrat angebotenen Förderung in Kleingruppen teilzunehmen. Dieses Legasthenietraining ist kostenlos, aber es ist mit langen Wartezeiten zu rechnen.

Was können Sie als Pädagogin tun?

Wenn Sie wissen, dass Ihr Schüler eine außerschulische Förderung in Anspruch nimmt, stellen Sie den Kontakt mit dem Legasthenietrainer her. Fragen Sie nach, wie Sie Ihren Schüler im Unterricht fördern können. Jede Legathenie ist individuell. Um die Ausprägung und die betroffenen Bereiche festzustellen, führt der Legasthenietrainer am Beginn der Förderung eine Testung durch – unabhängig davon, ob der Schüler schon vom Schulpsychologen ausgetestet wurde. Es handelt sich dabei um eine Förderdiagnostik, die der Planung des Trainings dient. Diese gibt Aufschluss darüber, welche Funktionsbereiche betroffen sind.

Neben der Kontaktaufnahme mit dem Legasthenietrainer ist es auch ratsam, sich mit dem Thema „Legasthenie“ auseinandersetzen und im Internet nach Übungen zu suchen, die speziell für Ihren Schüler und seine Problematik geeignet sind. Auch dieser Blog will Sie dabei unterstützen, Ihre legasthenen Schüler bestmöglich zu fördern. Dazu finden Sie wöchentlich Informationen, Übungen und Arbeitsblätter für die Arbeit mit legasthenen Menschen. Abbonieren Sie den Blog, um per E-Mail über neue Beiträge informiert zu werden!

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