„Wenn man genügend spielt, solange man klein ist, trägt man Schätze mit sich herum, aus denen man später sein ganzes Leben lang schöpfen kann.“ (Astrid Lindgren)
Tatsächlich ist das Spiel nicht nur wahnsinnig wichtig für die kindliche Persönlichkeitsentwicklung, sondern kann auch das Lernen erheblich erleichtern. Ich habe schon in einigen Beiträgen darauf hingewiesen, dass für mich ein lustvolles Lese-Rechtschreib-Training oberste Priorität hat. Wie kann das besser gelingen als mit Spielen?
Die Probleme legasthener Menschen mit der Groß- und Kleinschreibung
Das gilt natürlich auch fürs Festigen der Wortarten. Jeder weiß: Legastheniker machen viele Rechtschreibfehler. Hier wird ein stummes h ausgelassen, dort eine Verdopplung eingefügt, für die es keinen Grund gibt. Was vielen aber nicht bewusst ist: Ein Großteil der Rechtschreibfehler betrifft die Groß- und Kleinschreibung. Sitzt dieser Bereich der Rechtschreibung, kann die Fehlerquote in Tests und Schularbeiten schon erheblich reduziert werden.
Die Rechtschreib- und damit auch die Groß- und Kleinschreibfehler haben bei legasthenen Menschen eine Ursache: Die fehlende Aufmerksamkeit beim Lesen und Schreiben, die zeitweise auftritt. Daher ist es wichtig, Kinder, Jugendliche oder Erwachsene mit Lese-Rechtschreib-Schwäche regelmäßig darauf hinzuweisen, die Gedanken während des Lesens und Schreibens bei der Sache zu haben.
In Bezug auf die Groß- und Kleinschreibung bedeutet das: Es soll bewusst darauf geachtet werden, welcher Wortart das zu schreibende Wort angehört. Nur Namenwörter (Nomen) werden großgeschrieben. Adjektive (Wiewörter, Eigenschaftswörter) und Verben (Tunwörter, Zeitwörter) schreibt man grundsätzlich klein. Nur wer die Wortarten sicher zuordnen kann und aufmerksam ist, kann Fehler in der Groß- und Kleinschreibung vermeiden. Wir wissen, dass auch Adjektive und Verben unter Umständen großgeschrieben werden. Diese Ausnahmen sollte allerdings erst ab der 4. Schulstufe besprochen werden.
Die Übung: Wortarten-Ping-Pong
Das „Wortarten-Ping-Pong“ ist ein von mir erfundenes Spiel. Der Name bezieht sich darauf, dass es ein „Hin- und Herschmettern“ von Aufgabe und Lösung zwischen Trainer und Trainingskandidat gibt – wie beim Ping-Pong-Spiel. Ich setze die Übung gerne am Beginn der Trainingsstunde ein – direkt nach einer kurzen Aufmerksmamkeitsübung.
Das Spiel funktioniert wie folgt: Der Trainer nennt ein Wort und eine Wortart. Nun soll der Trainingskandidat die Wortart des genannten Wortes bestimmen und ein neues Wort in der genannten Wortart nennen. Gleich anschließend erfindet er ein neues Wort und nennt eine Wortart. Jetzt ist wieder der Trainer an der Reihe. Wie das Kind zuvor bestimmt er die Wortart des genannten Wortes und erfindet ein Wort in der gesuchten Wortart. Auch er soll dann sofort wieder ein neues Beispiel mit Wort und Wortart nennen, das vom Kind zu lösen ist. (Bitte entschuldigt das viele „Wort“ :-))
Trainer: Giraffe, Tunwort
Kind: Namenwort, turnen; lieb, Wiewort
Trainer: Wiewort, alt; Glück, Tunwort
Kind: Namenwort, verbessern; Großmutter, Wiewort
Spiel für verschiedene Altersstufen und Schwierigkeitsgrade
Wird das Spiel mit Kindern in der ersten bis dritten Volksschule (Grundschule) gespielt, sollten die deutschen Bezeichnungen verwendet werden (Namenwort/Hauptwort, Tunwort, Wiewort/Eigenschaftswort). Ab der vierten Schulstufe kann mit den lateinischen Bezeichnungen gespielt werden.
Bis zur dritten Klasse Volksschule spiele ich die Grundversion mit den Wortarten Nomen, Verb und Adjektiv. Danach können die Worarten Pronomen und Artikel dazugenommen werden. Ab der Sekundarstufe nehme ich schließlich auch die Adverbien, Numerale, Konjunktionen und Interjektionen in die Übung auf.
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